Studie zur Wohnortnähe in Zusammenhang mit Krebshäufungen und der Erdöl- und Erdgasförderung vorgestellt - Folgestudie angekündigt

Hannover, 19. 12. 2018: Im Niedersächsischen Landtag wurde eine epidemiologische Studie zu Zusammenhängen von Krebshäufungen mit der Erdöl- und Erdgas-Förderung vorgestellt. Das Niedersächsische Sozialministerium hatte diese Studie in Auftrag gegeben, nachdem für die Jahre 2014 und 2015 im Landkreis Rotenburg (Wümme) eine erhöhte Erkrankungsrate bei hämatologischen Krebserkrankungen von Männern festgestellt worden war. Ein genereller Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Krebserkrankungen und der Wohnortnähe zu Erdöl- und Erdgasförderanlagen sowie Bohrschlammgruben habe nicht festgestellt werden können. Speziell mit Blick auf die Erdgasförderung ergaben sich indes Hinweise, denen nun in einer Folgestudie weiter nachgegangen wird.

20.12.18 –

Hannover, 19. 12. 2018:
Im Niedersächsischen Landtag wurde eine epidemiologische Studie zu Zusammenhängen von Krebshäufungen mit der Erdöl- und Erdgas-Förderung vorgestellt. Das Niedersächsische Sozialministerium hatte diese Studie in Auftrag gegeben, nachdem für die Jahre 2014 und 2015 im Landkreis Rotenburg (Wümme) eine erhöhte Erkrankungsrate bei hämatologischen Krebserkrankungen von Männern festgestellt worden war. Ein genereller Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Krebserkrankungen und der Wohnortnähe zu Erdöl- und Erdgasförderanlagen sowie Bohrschlammgruben habe nicht festgestellt werden können. Speziell mit Blick auf die Erdgasförderung ergaben sich indes Hinweise, denen nun in einer Folgestudie weiter nachgegangen wird.

Eine vom Landkreis Rotenburg durchgeführte Untersuchung in der Samtgemeinde Bothel hatte 2017 Hinweise geliefert, dass vor allem eine wohnliche Nähe zu Bohrschlammgruben einen Zusammenhang zu hämatologischen Krebserkrankungen aufweisen könnte. Für die wohnliche Nähe zu Anlagen der Erdgasförderung war nur ein schwacher Hinweis zu finden gewesen.

Das Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin des Klinikums der Universität München hat nun überprüft, ob sich diesefür die Samtgemeinde Bothel gefundenen Hinweise niedersachsenweit bestätigen lassen.

Ergebnis der Münchener Wissenschaftler:
- Ein Zusammenhang der räumlichen Wohnortnähe zu Schlammgrubenverdachtsflächen oder zur Kohlenwasserstoffförderung (Erdöl- und Erdgasförderanlagen zusammen betrachtet) konnte landesweit nicht nachgewiesen werden.

- Auch zeigten sich landesweit weder zwischen Frauen und Männern Unterschiede, noch fielen einzelne Unterdiagnosegruppen wie Leukämien oder Multiple Myelome auf, wie es in der Samtgemeinde Bothel der Fall ist.

- Weitere ergänzende Analysen zeigen allerdings statistisch auffällige Zusammenhänge der räumlichen Wohnortnähe speziell zu Erdgasförderanlagen. Waren bei der Krebshäufung in Bothel Männer statistisch signifikant, so sind es bei der Abstandsstudie und dem Fokus auf Erdgasförderung nun Frauen.

Bei den erwähnten Krebsarten verstreichen Jahrzehnte zwischen der Exposition und dem Ausbrechen der Krankheit. Mit einer aktuell laufenden weiteren Studie lässt das Sozial- und Gesundheitsministerium aktuell untersuchen, wie stark Menschen im Umfeld von Anlagen der Kohlenwasserstoffförderung heutzutage Belastungen ausgesetzt sind. Mit ersten Ergebnissen der als „Humanbiomonitoring" bezeichneten Studie wird 2019 gerechnet.

Stichwort „Abstandsstudie"
Die vom Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin des Klinikums der Universität München erarbeitete Studie basiert auf einem Fall-Kontroll-Ansatz: Hierbei werden die Daten von an hämatologischen Krebserkrankungen erkrankten Personen bzw. „Fällen" mit denen nicht erkrankter Personen, den „Kontrollen", verglichen. Es wird untersucht, ob die Verteilung der interessierenden möglichen Risiken bei beiden Gruppen ähnlich ist oder ob es Unterschiede gibt.

Weitere Informationen zur Krebsclusteruntersuchung in der Samtgemeinde Bothel unter: www.nlga.niedersachsen.de>Umweltmedizin >Umweltepidemiologie >Krebsclusteruntersuchungen >Krebsclusteruntersuchung in der Samtgemeinde Bothel.     

 

Kritik von Birgit Brennecke, Gruenen-Vertreterin im Samtgemeinderat Bothel:

Zu behaupten es handele sich um drei zufällige Ergebnisse, ist pure Realitätsverweigerung.

Es wurden Erdöl und Erdgas in einen Topf geworfen. In Rotenburg wird fast ausschließlich Erdgas gefördert. Dann war der Abstand 1 km und man hat sich auch zum Verifizieren 2 km angeguckt. Das trägt keiner Fackelausgasung Rechnung.

Da nun inzwischen drei Indizien aus verschiedenen Studienansätzen vorliegen, kann auf keinem Fall mehr von Zufall gesprochen werden. Auch der Hinweis dass Frauen zwischen 2013 und 2016 mehr Krebserkrankungsfälle aufzeigen, beweist, dass es jeden Menschen anficht.

Kategorie

2018 | Gesundheit

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>