BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Ortsgruppe Soltau

Geschichte

Grüne Soltau begrüßen Stolpersteinverlegungen in der Marktstraße 8

09.12.25 –

Am 6. November 2025 um 9 Uhr wurden alle Mühen belohnt, die die Initiative „Soltau zeigt Geschichte“ für sieben kleine Steine auf sich genommen hatte: Vor dem ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus in der Marktstraße 8 wurden sieben Stolpersteine in Erinnerung an die damals letzten jüdischen Einwohner:innen Soltaus verlegt. Es sind die ersten Stolpersteine Soltaus. Steine gegen das Vergessen und Ausdruck des „Nie wieder!“, das in der Gegenwart mehr denn je seit dem Zweiten Weltkrieg in Gefahr scheint. Die Steine mögen klein sein, ihre Bedeutung aber ist groß: Die Steine erinnern an Simon „Sally“ und Ida „Henny“ Lennhoff, ihre Tochter Paula, den Schwiegersohn Harry Feilmann, das Enkelkind Ursula, die weitere Tochter Selma Lennhoff sowie Idas Schwester Emma Rosenbach.

Jahrelange Recherche und Vorbereitung

Die Initiative „Soltau zeigt Geschichte“ hatte jahrelange Mühen nicht gescheut, um die Stolpersteine gegen das Unrecht, das der jüdischen Familie 1938 widerfahren ist, auf den Weg zu bringen: Behördengänge, Dokumente finden und lesen, Nachkommen in den USA ausfindig machen, zusammen mit ihnen weiter recherchieren, alle Biografien schreiben, die Erarbeitung der Inschriften mit dem Team des Künstlers Gunter Demnig, nochmal Behördengänge und schließlich die viel Zeit beanspruchende Organisation der Veranstaltungen am 6. November zusammen mit der Stadt Soltau.
Wir Grüne freuen uns über so viel Engagement und den Erfolg dieser Arbeit und stehen voll hinter dem Ansinnen, Geschichte in Soltau erlebbarer zu machen und Unrecht sichtbar. Es muss eine tolle Belohnung gewesen sein, dass mehrere Nachfahren zur Stolpersteinverlegung aus den USA nach Deutschland gekommen sind.

Das Verdienst der Ehrenamtlichen von „Soltau zeigt Geschichte“ ist auch, dass die Ereignisse vom 10. November 1938 nun noch detaillierter nachvollziehbar sind. An jenem Tag und einen Tag zuvor fielen die Nazis überall in Deutschland über Juden und deren Häuser und Geschäfte her. In Soltau verloren die Familien Lennhoff und Feilmann sowie Emma Rosenbach ihr Heim und ihre Lebensgrundlage in der Marktstraße 8. Während den Kindern später auf unterschiedlichen Wegen die Flucht ins Ausland gelang, kamen Sally und seine Frau Henny nicht mehr aus Bremen heraus, ihrem letzten Wohnort. Sie wurden 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sally Lennhoff starb dort etwa anderthalb Jahre später. Seine Frau überlebte. Nach einem in Soltau gescheiterten Neuanfang wanderte sie 1947 zu ihren Kindern in die USA aus. Emma Rosenbach wurde 1941 ins Ghetto Minsk deportiert und im Juli 1942 ermordet.

Erinnerungstafeln folgen

Im Gedenken hatte die Stadt bereits vor Jahren einen kleinen Gang von der Marktstraße Richtung Alter Stadtgraben nach Sally Lennhoff benannt. Nun erfährt die ganze Familie endlich eine Würdigung durch Stolpersteine. Wir begrüßen das, denn diese Steine sind europaweit bekannt und anerkannt und geben der Erinnerung mehr Gewicht. Es ist aber erst ein zweiter Schritt. Der dritte wird im Frühjahr folgen: Vier Erinnerungstafeln für die Markstraße 8. Dass sie zum Verlegezeitpunkt der Steine noch nicht fertig waren, bedauert „Soltau zeigt Geschichte“. Wir sind aber sicher, dass die Initiative auch hieraus das Beste machen wird. Sie kann die gewonnene Zeit nutzen, um die mit der Stadt erarbeiten Texte auf mögliche Fehler zu prüfen und der Grafikerin mit Hilfe der Nachfahren besseres Foto- und Dokumentenmaterial zur Verfügung stellen.

Was uns auch freut: Dass das Ehrenamt in Soltau lebt und Zeichen setzt gegen Verharmlosung von NS-Verbrechen und für eine lebendige Erinnerungskultur. Herzlichen Dank an „Soltau zeigt Geschichte“.

INFO 1

Wer sich für die Kurz- und/oder Langfassungen der von „Soltau zeigt Geschichte“ erarbeiteten Biografien der sieben Opfer interessiert, findet alles hier.

INFO 2

Zur Initiative „Soltau zeigt Geschichte“ gehörten zum Zeitpunkt der Stolpersteinverlegung: Barbara Meier (Sprecherin), Uschi Bock, Renate Gerstel, Dietlind Horstmann-Köpper, Sabine Köpper, Alexander Voigt, Helga Angenendt (für die Kulturinitiative Soltau), Adolf Staack, Reinhard Riedel und Elke Frank.

 

Kategorie

Bildung | Rassissmus | Soziales

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