BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Ortsgruppe Soltau

Quecksilber und Aromatische Kohlenwasserstoffe im Boden gespeichert

Die Vermutungen haben sich bestätigt: Auch drei Erdgasbohrstellen im Norden von Soltau bilden Schadstoffe im Erdboden ab. Folgt man der Winsener Strasse, so liegt in Höhe des Pendlerbahnhofs die Bohrstelle Soltau Z 2 und weiter nördlich (an der Kreuzung zum Heidepark) Friedrichseck Z 1, gefolgt vom gleichnamigen Bohrplatz Z 2 weiter nördlich im Gelände.

10.01.18 – von Dietrich Wiedemann –

Soltau-Friedrichseck:

Ein Beitrag von Dietrich Wiedemann, Mitglied im Kreistag SFAHeidekreis 

Die Vermutungen haben sich bestätigt: Auch drei Erdgasbohrstellen im Norden von Soltau bilden Schadstoffe im Erdboden ab. Folgt man der Winsener Strasse, so liegt in Höhe des Pendlerbahnhofs die Bohrstelle Soltau Z 2 und weiter nördlich (an der Kreuzung zum Heidepark) Friedrichseck Z 1, gefolgt vom gleichnamigen Bohrplatz Z 2 weiter nördlich im Gelände.

Messungen des Bergamtes LBEG – wir folgen einer Präsentation des Bergamts in der Kreisverwaltung Fallingbostel im Mai 2017 -  dokumentieren für Soltau Z2 an der Bahnlinie, eine Fehlbohrung aus den achtziger Jahren in 5200 Metern Tiefe, die zwar zu immensen Abfackelungen, aber nicht  zur Produktion von Gas geführt hat, immerhin noch zu einem Wert von 0,4 Miligramm Quecksilber pro Kilogramm Trockenmasse. Über dem Gelände muss vor dreissig Jahren eine Wolke gestanden haben, die Schadstoffe enthalten hat. Wir messen heute den damaligen Fall-Out.

Deutlich wird dies bei der 1989 gegründeten Bohrstelle Friedrichseck Z 1 (4800 Meter tief):

Dort haben zweieinhalb Jahrzehnte Erdgasförderung zur vierfachen Quecksilbermenge – 1,7 mg/kg - im Boden geführt. In Friedrichseck Z 2 ist es weniger als die Hälfte – 0,7 mg/kg.

In Friedrichseck Z 1 schwanken zudem die Werte: Im Grünstreifen direkt neben der Bohrstelle hat man lediglich 0,6 mg/kg gemessen, fünfzig Meter nördlich in einer Senke, die zeitweise Wasser geführt haben mag, ergab die Messung mehr als das fünfzehnfache: 9,5 Miligramm Quecksilber pro Kilogramm Trockenmasse an Boden. Dabei ist festzustellen, dass es sich nicht etwa um eine organische Anreicherung handelt wie andernorts. Der Gutachter hatte Pflanzenreste aus dem Boden entfernt.

Der Cocktail an Schadstoffen aus der Tiefe beschränkt sich indessen nicht auf Quecksilber. Mit im Spiel ist Benzol. „Benzol ist der einzige Krebs erregende Stoff im Erdgas“, sagte Dr. Harald Kassner, wissenschaftlicher Berater der Exxon-Geschäftsführung (Kreiszeitung Rotenburg, 4. 5. 16). Er will damit betonen, dass Quecksilber Nieren- und Nervenschäden, aber angeblich keinen Krebs auslöst. „Natürlich gebe es noch andere giftige und gefährliche anfallende Stoffe, aber nur Benzol löse Krebs aus. Und zwar vor allem Leukämien.“ (Neben dieser grundsätzlichen Krebsgefahr durch Benzol in der Atemluft vermeidet der Exxon-Experte Hinweise auf Arsen, Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) in den Bodenproben und radioaktive Strahlung in Förderrohren und im Lagerstättenwasser, die ursächlich für Krebs sein können.)

Benzol ist schwer nachweisbar, weil es sich nach einer gewissen Zeit verflüchtigt. Bernd Ebeling, Umweltaktivist aus Uelzen, erinnert sich häufiger an Tankstellengeruch in der Nähe von Bohrplätzen. Bei Abfackelungen bitten die Betreiber Anwohner um Nachsicht, wenn es zu Geruchsbelästigungen kommt. In Neuenkirchen (Bohrung Söhlingen Z 14) stellt das LBEG anlässlich einer Abfackelung im Dezember 2015 den Anstieg der Luftbelastung mit Benzol noch kilometerweit entfernt fest: Anstieg von 0,2 auf 0,9 Mikrogramm Benzol pro Kubikmeter Luft. Zwar folgt der Hinweis, die Arbeitsschutzverordnung der TA Luft lasse durchaus einen fünffach höheren Wert zu. Dieser Hinweis ist für uns jedoch unbeachtlich. Es geht nicht um den Haftungsausschluss für die Verantwortlichen, sondern um denkbare gesundheitliche Folgen. Benzol ist krebserregend. Jede Tankstelle beachtet dies und muss Vorsorge treffen.

Experten werden erläutern müssen, wie sich die festgestellten Polyzyklisch-aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) an den Bohrstellen Friedrichseck Z 1 und 2 in Höhe von 2,3 und 3,1 mg/kg erklären. Zahlreiche PAK sind nachweislich krebserregend (Wikipedia).

Zur Thematik von Friedrichseck Z 1 gehört last not least der Besuch durch den Soltauer Journalisten Bernhard Knapstein, der einen Geigerzähler bei sich führte und an einem Lagerstättenwasser-Tank Ende September 2016 eine Radioaktivität (Gammastrahlen) von  8,89Mikrosievert gemessen hat. Eine vergleichbare Radioaktivität von bis zu 9,6 Mikrosievert haben Christfried Lenz und Bernd Ebeling an ausgemusterten Förder-Rohren in Brüchau in der Altmark gemessen. Fazit des Rotenburger Umweltmediziners Matthias Bantz: „Es muss festgestellt werden - und das beunruhigt mich - dass gerade Alpha-und Betastrahler … besonders gesundheitsschädlich sind, wenn sie über die Nahrung( z.B. Trinkwasser) oder als Staubteile über die Atmung in den Körper gelangen. Insofern sind Grenzwerte oder der Hinweis darauf, dass es sich um "natürliche Radioaktivität" handele, keine Entlastung, denn für biologische Schädigung durch Radioaktivität gibt es keinen Grenzwert.“ 

Kommentar von Volker Fritz:

Wie nicht anders zu erwarten, hat Herr Dr. Kassner nur das zugegeben oder "preisgegeben",
was er nicht mehr kleinreden kann, nämlich Benzol als Krebsauslöser "im Erdgas".
Krebs wird auch durch die bei der Förderung mit heraufkommenden Flüssigkeiten und die in
ihnen gelösten radioaktiven Abbauprodukte der Uran- und der Thorium-Zerfallsreihe ausgelöst. Das
können sein: Radium 228 und Radium 226 (1.600 Jahre Halbwertszeit). Dann - aus Radium
entsteht das Gas Radon 222, das permanent durch Radium "nachproduziert" wird und zu Feststoff
zerfällt und beispielsweise an Staub anhaftend zu Lungenkrebs führen kann.

 
Außerdem ist die Wirkung des Quecksilbers sehr vielschichtig
giftig. Ob es tatsächlich nicht krebserregend ist, befindet sich nach wie vor in der Prüfung. Es gibt genügend
Anhaltswerte, die erwarten lassen, dass es im ersten Schritt den Organismus schwächt, weil es überall
im Körper angreift und dann zumindest erleichtert, dass in dem geschwächten Körper Krebs wuchern kann. In der Greenpeace-Ausarbeitung vom April 2015 "Quecksilber. die unterschätzte Gefahr"
schildert Peter Jennrich, Facharzt für Allgemeinmedizin
unter dem Untertitel "Quecksilber - Eine der schädlichsten Substanzen weltweit" bedeutende Wirkungen
von Quecksilber:

Metallisches Quecksilber reduziert die Zahl der natürlichen Killerzellen, die für die Tumorabwehr wichtig
sind. Darüber hinaus beeinträchtigt es die Bildung und Freisetzung von Botenstoffen, die Abwehrzellen an
den Ort der Entzündung oder einer Krebserkrankung locken. gelangen nicht denügend Abwehrzellen zu dem
erkrankten Organ, kann sich eine Entzündung oder ein Tumor ungehinderter ausbreiten."

Kategorie

2018 | Fracking | Gesundheit

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>