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19.08.24 –
Was die Nutzung von Erneuerbaren Energien angeht, ist Deutschland in den vergangenen 20 Jahren schon einen kleinen Teil des Weges zur 100-prozentigen Versorgung gegangen. Damit es so weitergeht, ist inzwischen die Verantwortung auch in den Kommunen angekommen. Für die Nutzung von Sonnenenergie hat die Stadt Soltau einen „Kriterienkatalog für die Ausweisung von Flächen für Freiflächen-Photovoltaikanlagen“ herausgegeben, der im Juni 2024 vom Rat beschlossen wurde. Ein Investor, der sich den Katalog schon ganz genau angeschaut hat, war jetzt bei uns in einer offenen Fraktionssitzung zu Gast und hat über die Pläne seines Unternehmens berichtet.
Zwei Vorhaben stecken in der sehr frühen Phase der Planung: eine 9,7 kWp-Anlage in Drögenheide und eine 23-kWp-Anlage in Emmingen. Gespräche mit den Anwohnern und der Politik sowie zur Umsetzbarkeit laufen derzeit.
Was haben die Bürger:innen davon?
Neben vielen grundsätzlichen Informationen zu den geplanten Anlagen und der Art und Weise des möglichen Baus, entwickelte sich bei unserer Sitzung ein intensives Gespräch darüber, wie die Menschen vor Ort an solchen Flächenkraftwerken beteiligt werden können. Indirekt ist eine Teilhabe über die gesetzlich vorgeschriebene Kommunalabgabe (§6 EEG) und die Gewerbesteuer gegeben. Eine Bürger-Energiegenossenschaft könnte gegründet und Mitgesellschafter der zukünftigen Betreibergesellschaft werden. Auch der Einstieg des örtlichen Energieversorgers sei denkbar. Unter Umständen würden angrenzende Energiegenossenschaften Interesse an einer Ausweitung ihres Geschäftsgebietes haben, sodass nicht unbedingt eine neue gegründet werden müsste.
Dächer first!
Letztlich wurde auch die Frage „Sind Freiflächenanlagen eigentlich eine gute Idee?“ diskutiert. Der Referent hob die Aufwertung der Artenvielfalt hervor, wenn ein Gebiet über 20 oder 30 Jahre nur als extensives Grünland bewirtschaftet werden könne. Es käme auch kein Beton mehr in den Boden, sondern die Module würden auf tief eingerammten Säulen befestigt, was die versiegelte Fläche im Boden deutlich reduziere. Dass ein Zaun – bei den geplanten Anlagen um eine Fläche von 7,4 beziehungsweise16,9 Hektar - größere Wildtiere ausschließe, dürfte ein Gegenargument sein.
Agri-PV – also Anlagen, die eine parallele landwirtschaftliche Nutzung zulassen – seien im Detail sehr kompliziert, und der Arbeitsaufwand bei Anlagen auf Dächern dann doch erheblich höher. Gleichwohl: Bei der Aussage, dass Solaranlagen eigentlich zunächst auf Dächern und versiegelten Flächen realisiert werden sollten, gab es Kopfnicken. “Dächer first“ fordert im Übrigen auch das Landesklimagesetz (NKlimaG).
Kriterienkatalog der Stadt
Der Kriterienkatalog der Stadt Soltau nimmt diese Bestimmung auf. Das Papier bezweifelt aber schon im nächsten Absatz, dass der geplante Zubau auf Dächern wegen der Kleinteiligkeit erreicht werden kann. Gleichzeitig nennt sie Freiflächenanlagen „mitunter sehr lukrativ“. So ist sehr deutlich, in welche Richtung die Stadt ihr Engagement lenken wird. Genau wie bei dem Investor ist beim genaueren Hinhören also der mögliche Gewinn entscheidend und nicht, was die vernünftigste Maßnahme wäre.
Photovoltaik-Freiflächenanlagen sind ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, gar keine Frage. Aber in einem Topf mit Dachanlagen und Agri-PV-Anlagen sind sie doch eher die drittbeste Lösung. Der Stadt ist zugute zu halten, dass sie einen Kriterienkatalog auf die Beine gestellt hat, der den Investoren gewisse Auflagen erteilt und Flächen priorisiert.
Energiewende in Zahlen:
Hier finden Sie den Kriterienkatalog der Stadt Soltau für Freiflächen-PV-Anlagen:
Kategorie
Energie | Klimawandel | Soltau | Umwelt
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