Bothel: Untersuchung von Urinproben liefert keine Erkenntnisse

Das Sozialministerium in Hannover hatte eine Studie in Auftrag gegeben, in der untersucht werden sollte, wieweit Menschen in der Nähe von Erdgas-Förderanlagen Schadstoffen wie Benzol und Quecksilber ausgesetzt sind, und zwar insbesondere im Landkreis Rotenburg (Wümme), nachdem für die Jahre 2014 und 2015 eine erhöhte Zahl hämatologischer Krebserkrankungen bei Männern festgestellt worden war. Diese „Human-Biomonitoring-Studie“ hat ein Institut für Umweltmedizin der Universität Erlangen durchgeführt. Dieses hat untersucht, ob bzw. in welchem Umfang Anwohnerinnen und Anwohner in unmittelbarer wohnlicher Nähe zu Anlagen der Erdgasförderung einer verstärkten Benzol- und Quecksilberbelastung ausgesetzt sind. http://www.ms.niedersachsen.de/portal/live.php?article_id=182563&_psmand=17

13.11.19 – von Dietrich Wiedemann –

Dieser Artikel wurde ergänzt (s.u.):
Das Sozialministerium in Hannover hatte eine Studie in Auftrag gegeben, in der untersucht werden sollte, wieweit Menschen in der Nähe von Erdgas-Förderanlagen Schadstoffen wie Benzol und Quecksilber ausgesetzt sind, und zwar insbesondere im Landkreis Rotenburg (Wümme), nachdem für die Jahre 2014 und 2015 eine erhöhte Zahl hämatologischer Krebserkrankungen bei Männern festgestellt worden war. Diese „Human-Biomonitoring-Studie“ hat ein Institut für Umweltmedizin der Universität Erlangen durchgeführt. Dieses hat untersucht, ob bzw. in welchem Umfang Anwohnerinnen und Anwohner in unmittelbarer wohnlicher Nähe zu Anlagen der Erdgasförderung einer verstärkten Benzol- und Quecksilberbelastung ausgesetzt sind.
http://www.ms.niedersachsen.de/portal/live.php?article_id=182563&_psmand=17

Von mehreren hundert Freiwilligen wurden Urinproben genommen.  Im Ergebnis hat das Institut keine erhöhten Benzol- und Quecksilberbelastungen nachweisen können. „Keine Hinweise auf eine aktuelle Belastung“, teilt das Ministerium folglich mit. „Auch an Tagen, für die einige Probanden Fackelarbeiten an den Erdgasförderanlagen angegeben hatten, konnten demzufolge keine Erhöhungen von Benzol- oder Quecksilberkonzentrationen nachgewiesen werden.“ Exxon schliesst sich an: „Die aktuellen Ergebnisse bestätigen, dass es keine Anhaltspunkte für einen Zusammenhang zwischen Kohlenwasserstoffförderung und erhöhten Krebsfällen gibt“.

Dem widersprechen wir nachdrücklich mit einer Graphik des Landesamts für Bergbau in Hannover, die den erhöhten Benzolgehalt in der Luft in Hemslingen nach Abfackelungen bei Mulmshorn (ROW) und Neuenkirchen bei uns im Landkreis dokumentiert:

 

Ergänzung vom 18.11.2019:

Stellungnahme:
Wenn ich nächstes Mal mit der Graphik arbeite, werde ich ausführen, dass in Hemslingen auf Benzol gemessen wurde, die Emissionsquelle aber ´zig Kilometer weit und gegen die Hauptwindrichtung in Brochdorf/Neuenkirchen lag:
The solution of pollution is dilution.
Ich versuche, Indizien zu sammeln, die wahrscheinlich machen, dass bei Fackelungen Mengen an Benzol und Quecksilber austreten, die unmittelbaren Anwohnern schaden können (Krebsrate Bothel).
Fakt ist: Während der Erlanger Studie erfolgte keine Fackelung bei Bothel, wohl aber bei Brochdorf/Neuenkirchen (Z 14).
Was davon in Hemslingen ankam, war äusserst verdünnt. Über die Werte an der Quelle (die niemand messen wollte) kann ich nur Vermutungen anstellen.
Wir haben an derselben Bohrstelle durch Bernd Ebeling Quecksilber im Acker - und Wiesenland messen lassen. Die Werte steigen signifikant an, je mehr man sich der Bohrstelle nähert. Manche würden die Werte dem untergrenzwertigen Bereich zuordnen. Ich dagegen folge der Logik des Fall-Out und vermute hohe Werte an der Quelle und während des Fackelungsvorgangs.
Der Kieler Toxikologe Hermann Kruse berichtete von einer Familie in Bellen bei Bothel, bei der Benzol und Quecksilber in messbaren Spuren im Blut und Urin nachgewiesen wurden. Der Vortrag steht als Video unter http://bi-intschede.de/node/124 im Netz. Nach einer Leitungs-Leckage bekam die Tochter der Familie Haarausfall und die Mutter Nieren-Probleme. Ausserdem starben ihre Katzen und die Karpfen in einem Fischteich (www. weserkurier.de/region/rotenburg, 14. 1. 2011). Dazu vermuteten die Betroffenen, dass sie das Quecksilber über die Atemluft inhaliert hätten: Nur etwa 200 Meter von ihrem Haus entfernt hatte Exxon Mobil lange Zeit Gas abgefackelt. "Wer weiß, was da zu uns herübergeweht ist" (Weser-Kurier 12. 10. 2011). Am 22. 9. 2014 berichtet www.ndr.de/fernsehen/sendungen/markt : „Viele Blutkrebsfälle in Bothel“: Erwin Schoon (der 2017 verstorben ist) bekam Krebs und war Dialyse-Patient. Die Familie suchte 2011 einen Arzt in Schneverdingen auf: Blut und Urin wurden im Labor gemessen und enthielten Spuren von Quecksilber (maximal 1400 Nanogramm pro Liter),Benzol (maximal 700 Nanogramm pro Liter) und Toluol (maximal 3600 Nanogramm pro Liter). (Umweltmedizinisch-toxikologische Bewertung von Boden-, Luft- und Grundwasserverunreinigungen durch BTEX und Quecksilber, die infolge von Leckagen an einer Lagerstättenwasserleitung der Erdgas-Bohrstelle Söhlingen Z3 aufgetreten sind - Gutachterliche Stellungnahme Professor Dr. Ulrich Ewers, Gelsenkirchen Dr. Hermann Kruse, Kiel)
Der Versuch der weiteren Aufklärung der Ursachen durch Strafanzeige scheiterte. Laut Einstellungsverfügung besteht kein öffentliches Interesse an einer Strafverfolgung.

Dietrich Wiedemann, 17. 11. 2019

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